ARRRbeit: Geißel der Menschheit!

Hier die Episode von »Kloß und Spinne« zum Thema ›Arbeit‹, sozusagen als Vorbereitung für das Gruppentreffen im März. ACHTUNG: dieses findet ausnahmsweise nicht am ersten, sondern am dritten Mittwoch im Monat statt: 21. März, 19 Uhr im Wiener Hof Café, Weberstrasse 25 im Bremer ›Viertel‹. Bitte vormerken. Vollständige Infos im Kalender.

Die von Volker Strübing kongenialen geschaffenen Figuren der gleichnamigen Animationsfilm-Serie sind die liebenswerten Inkarnationen einer Spezies, die so oder ähnlich wahrscheinlich in jeder Eckkneipe sitzt. Unter ihnen sind jene Artgenossen zu finden, die zwar absolut immer(!) den ultimativen Durchblick haben, es aber irgendwie nicht gebacken bekommen, daraus relevante Schlüsse für den eigenen Alltag zu ziehen. Und so sitzen sie tagein, tagaus am Tresen der Erbärmlichkeit des Lebens und vollführen für uns einen philosophisch-lebensanschaulichen Diskurs nach dem nächsten – ein Hochgenuss, besonders wenn Norbert, der Kneipenbesitzer mal wieder in vollem Umfang die Welt erklärt. Denn d’runter ist bei ihm nichts zu machen.

Interview mit Tafelforscher und Referent in der WdG Stefan Selke zu Armut in Deutschland

Tafelforscher Prof. Stefan SelkeInterview mit dem Tafelforscher Prof. Stefan Selke

Vor wenigen Tagen hat das Nordwestradio nun das Interview mit Stefan Selke gesendet, welches aus Anlass seines Gastvortrags bei der Woche des Grundeinkommens in Bremen zur Situation der Tafeln in Deutschland geführte wurde.

Stefan Selke ist Professor für Soziologie in Furtwangen und gilt als der Begründer der Tafelforschung. Er hat wiederholt auf die Verstetigung von Armut durch Privatisierung der Wohlfahrt und Verlagerung der Staatsaufgaben in den Almosenbereich hingewiesen und sich damit, besonders von Seiten der Tafelbefürworter, bundesweit so manchen Widerspruch eingehandelt.
Selke forscht zur Thematik der Tafeln auch anhand seiner Befragungen von Bremerinnen und Bremern, die er im Herbst 2011 durchgeführt hat.

In seinem Vortrag bei der Woche des Grundeinkommens mit dem Titel »Lebensmitteltafeln als Reparaturbetrieb der Gesellschaft« hatte er empirisch und umfänglich seine Thesen von den Interessenkonflikten und Grenzen der guten Tat dargelegt.

Wie es um Armut und Wohlfahrt in Deutschland steht, inwiefern Almosen ein Teil des Problems sind und was ihn persönlich dazu gebracht hat, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, darum geht es in dem Gespräch, das Nordwestradio-Moderator Mario Neumann mit Stefan Selke geführt hat.

Anschauliches zu Arbeitskrise und Grundeinkommen

http://youtu.be/wZWPK81oYec

Gemeinsamer Jahresrückblick 2011 mit World Café und Perspektiven

Was waren 2011 – im nunmehr vierten Krisenjahr – die wichtigen Ereignisse?
Und wie geht es im neuen Jahr weiter?

Am Mittwoch den 4. Januar machen wir einen gemeinsamen Jahresrückblick 2011 mit dem Schwerpunkt Krise und Widerstand.
Alle Anwesenden sind herzlich eingeladen, eigene und fremde Eindrücke in einem World Café auszutauschen. Dazu sammeln und diskutieren wir Impulse für einen globalen und gesellschaftlichen Wandel, stellen Zusammenhänge her und Fragen nach Perspektiven für die Zukunft.

Abseits des Medien-Mainstream, sei die Frage auch an uns selbst gerichtet:
Wovon lohnt es sich zu berichten, was nicht in ›den Medien‹ Aufnahme und Verbreitung gefunden hat?
Was können wir ergänzen?
An welchen Ereignissen haben wir selbst teilgenommen und was wäre Wert, dass andere davon erfahren?

Ergänzend dazu diskutieren wir Medienmaterial und ziehen anschliessend gemeinsam Resümee.
• Was steht für die nähere Zukunft zu erwarten?
• Welche Themen gilt es weiter zu verfolgen?
• Worin liegen die Chancen von Protesten, alternativen Konzepten und eigenem Handeln?
• Wie und wobei lohnt eigenes Engagement?

19 Uhr im Wiener Hof Café, Weberstr. 25, 28203 Bremen

Wir freuen uns auf rege Beteiligung und wünschen Alles Gute für das neue Jahr.

Die ›echte Demokratie‹-Bewegung hat unsere Mitwirkung verdient

Noch unter dem Eindruck der unerwartet tiefgreifenden Veränderungen und Umwälzungen weltweit, stellen sich die Fragen nach einem Resümee des vergangenen Jahres und den zu erwartenden Entwicklungen für das Kommende.

Ganze Regionen und Staaten sind innerhalb weniger Wochen neuen Machtverhältnissen unterworfen worden und oftmals waren in diesen Zusammenhängen Worte wie ›Geld‹, ›Demokratie‹, ›Krise‹, ›Sachzwang‹ und mitunter ›Krieg‹ zu vernehmen – die Worte kamen aus allen politischen Richtungen und sie wurden von ihren Absendern mit unterschiedlichsten Bedeutungen und widersprüchlichsten Einschätzungen versehen.

Noch ist unklar wie sich die Veränderungen langfristig auswirken werden, aber manche der daraus hervorgegangenen Impulse sind auf breite Resonanz einer aufkeimenden Bürger- und Demokratiebewegung gestossen und die dadurch entfachten Prozesse streben offenkundig nach Fortsetzung in 2012.

Viele dieser Ereignisse sind, neben den beinahe klassischen zu nennenden Themen ›soziale Gerechtigkeit‹ und ›Teilhabe am Wohlstand‹, wesentlich verbunden mit einer ›Krise der Demokratie‹ – und das nicht nur in den von der Euro-Krise gebeutelten Industrienationen.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr im Herbst des vierten Jahres der Krise die Demokratiebewegung, die unter ›Echte Demokratie Jetzt!‹ und ›Occupy‹ bekannt geworden ist und deren Aufruf sich mehrere Millionen Menschen weltweit angeschlossen haben.

Diese Unzufriedenheit mit der (von Banken, Konzernen und Partialinteressen unterwanderten) parlamentarischen Demokratie, war zuvor vielfach anhand der schwindenden Wahlbeteiligung gemessen worden.
Doch sie gipfelt nun, angesichts einer Flut angeblich ›alternativloser Sachzwänge‹ und vielerlei Possen unverblümten Machtmissbrauchs, in massiven Zweifeln seitens der Bevölkerung an der generellen Möglichkeit zur faktischen Mitbestimmung im politischen System.

Allein dieser Zweifel hat das Zeug dazu, mithin ein Glaubenssystem zu killen. In dieser Unzufriedenheit und Empörung verknüpfen sich letztlich auch die vorgenannten Themen (Teilhabe und Gerechtigkeit) zu einer Zuspitzung auf die Frage danach, wer, wen, warum und wie beherrschen soll, kann und darf.

Diese Herrschaft durch die Demokratie westlicher Prägung ist auf Mitwirkung der Beherrschten angewiesen. Fehlt der Glaube an die guten Absichten von Demokratie und Kapitalismus, so wird der Mechanismus der sanften Ausbeutung gestört. Daher zittern schon heute jene, die Staats-, Rechtssystem und Bankenwesen wohlweisslich zu ihrem alleinigen Vorteil einzurichten wussten und diese Privilegien derzeit noch mit allen Mitteln der Einflussnahme durch Bildung und Medien zu verteidigen vermögen.
Abseits des Mainstreams erkennen die Menschen jedoch, dass diese Privilegien, welche Jahrhunderte die Gewährleistung für die Ausbeutung der Menschheit durch die Profiteure gewesen sind, fallen müssen, will man sich nicht weiter mit ein bißchen Konsumfreiheit abspeisen lassen.

Letztlich ist es die alles entscheidende Herrschafts- und Machtfrage, die an uns selbst durch das Fehlen und in der Notwendigkeit einer Gegen-Macht gestellt wird.
Die Frage lautet: Was machen wir? Was macht der Souverän?

Beschleunigter Demokratieverfall: Droht Europa die offene Diktatur von Kapital und Markt?

Mittlerweile haben fünf Nationen der Eurozone im Zuge der Krise eine Regierungsumbildung erfahren. Dramatisch ist daran vor allem der Fakt, dass in mindestens zwei Fällen direkte Einflussnahme von außen auf sogenannte souveräne Länder offensichtlich ist – gemeint sind Griechenland und Italien, neben Island, Portugal und Spanien.

Die Bedeutung der zu erwartenden Einschnitte in der Mitbestimmung wird daran deutlich, dass die unterschiedlichsten politischen Lager auf diese Situation gleichermaßen alarmiert reagieren, jedenfalls solange sie ein funktionierendes Gemeinwesen als wesentlich erachten.

Einige kommen hier im folgenden in nichtrepräsentativer Auswahl zu Wort, darunter die griechische Publizistin und Ökonomin Nadia Valavani, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und der ehemalige Schatzminister der Reagan Administration Paul Craig Roberts. Continue reading

Grundeinkommen angekommen: Piraten machen vage ernst

Die Piratenpartei hat als erste in Landesparlamenten vertretene Partei das Bedingungslose Grundeinkommen in ihr Parteiprogramm aufgenommen. Das entschied eine knappe 2/3-Mehrheit auf dem Parteitag in Offenbach am ersten Dezemberwochenende 2011.

Die Partei sei damit einem Linksruck gefolgt, wird von der angeschlagenen Regierungspartei FDP geunkt, die wohl ein gewisses Potenzial liberaler Wähler in Reihen der Piraten vermutet und auf diese Weise loszueisen versucht.

Sebastian Nerz, der Bundesvorsitzende der Piratenpartei, schiesst den liberalen Pfeil zurück, indem er die Position lieber selbst besetzt. Der Süddeutschen Zeitung gegenüber eröffnet er, er halte »das bedingungslose Grundeinkommen vor allem für ein liberales Instrument: Es geht dabei um »die Freiheit zu leben«, ohne die Angst, aufs Amt gehen zu müssen. Denn für viele Menschen sei die Beantragung von Hartz IV demütigend: »Man muss sich auf dem Amt entblößen, Einblicke in sein Privatleben gewähren.«
Darin seien sich übrigens die Piraten weitgehend einig: Die Abkehr von Hartz IV wurde schon auf dem letzten Programmparteitag beschlossen. Ganz so ausschliesslich freiheitlich ist man also doch nicht, wenn auch die sozialen Aspekte Berücksichtigung finden.

Allerdings sind sowohl die Ausgestaltung eines piratigen BGEs ebenso wie die Einführungsmethodik noch mehr als unklar. Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau soll der Bundestag eine Enquete-Kommission gründen, »deren Ziel die konkrete Ausarbeitung und Berechnung neuer sowie die Bewertung bestehender Grundeinkommens-Modelle sein soll«. Anschließend solle die Bevölkerung in einer Volksabstimmung über die Modelle abstimmen. Bis zur Einführung eines Grundeinkommens setzen sich die Piraten für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ein.

Auch in Bremen: Bundesweite, vielfältige Proteste der Empörten

Am 11. und 12. November haben Proteste, Kundgebungen und Demonstrationen in Frankfurt und Berlin und weiteren Städten, darunter auch Bremen, erneut Zeichen eines nachhaltigen Aufbegehrens gegen die Maßnahmen zur Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise gesetzt.

Ansprache Prof. Wolfram Elsner, Uni Bremen

In Bremen fand am Freitag, denn 11.11. um 15 Uhr auf dem Domshof eine Kundgebung statt, zu der die lokalen Gruppen von ›Echte-Demokratie-Jetzt‹ und ›Occupy‹ aufgerufen hatten – Teilen einer Bewegungen also, deren regionale Ableger derzeit von Sylt bis Freiburg bundesweit im Entstehen begriffen sind.

In Frankfurt und Berlin waren einen Tag darauf insgesamt 18.000 Menschen an Umzingelungen des Regierungs- bzw. Bankenviertels beteiligt. Die friedliche Versammlung vor dem Brandenburger Tor wurde gewaltsam von der Berliner Polizei geräumt.

Georg Schramm, einer der grössten zeitgenössischen Kabarettist Deutschlands, hat diese Bewegung durch seinen pointierten Auftritt in Frankfurt geadelt. Was soll nun noch kommen… Nun, danach kommt das gemeinsame Aufbegehren, wie Schramm in etwa zusammengefasst am Ende seines Auftritts sagte. Teil 2

»Die Proteste heute machen eine neue Dynamik deutlich: Akteure, die seit langem Position beziehen gegen die entfesselten Finanzmärkte und für eine Vermögensumverteilung, und die neue Occupy- und Demokratiebewegung ergänzen und verstärken sich gegenseitig.« schreibt das Bündnis der Organisatoren ›Banken in die Schranken‹, das neben den oben genannten auch aus attac, campact, den Naturfreunden besteht.

UN empfehlen dem G20-Gipfel die Einführung eines Grundeinkommens

Die Vereinten Nationen (UN) befürwortet allem Anschein nach ein Grundeinkommen und legen diesen Vorschlag dem G20-Gipfel in Cannes als Empfehlung vor.
Grund dafür ist laut dem WHO/ILO-Gremiumsbericht die Tatsache, dass weltweit 5,1 der Milliarden Menschen keine soziale Grundsicherung in Anspruch nehmen können.
Der ILO-Generaldirektor, Juan Somavia, sagte: »Soziale Grundsicherungen sind notwendig, machbar und effektiv. Kürzungen in sozialen Sicherheitsprogrammen als Teil von Finanzkonsolidierungspaketen könnten die Umkehrbarkeit schwächen… Durch eine wiederholte Bestätigung, Sozialleistungen zu erweitern, können die G-20-Führer dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen, was eine Voraussetzung für Marktvertrauen ist.« Quellen: BGE-Portal, UN

Rückblick auf die Internationale Woche des Grundeinkommens in Bremen

Die Bremer BGE-Themenwoche ist im Rahmen der ›IV. Internationalen Woche des Grundeinkommens‹ mit sechs Veranstaltungen angetreten und wurde erneut mit erfreulichem Zuspruch seitens des Publikums aufgenommen.

Anlässlich des nunmehr vierten Krisenjahres seit 2008 und des internationalen Mottos Grundeinkommen in Europa, wurde das diesjährige Programm über die deutschsprachige BGE-Diskussion hinaus thematisch erweitert, um in Ansätzen der europäischen Entwicklung und notwendigen Querblicken und Perspektiven gerecht zu werden.

Neben der Darstellung und Verbreitung sachlicher Argumente für die Grundeinkommens-Idee, zB. mittels einer BGE-Ausstellung, konnte auch Kulturelles auf die Bühne gebracht und anhand von BGE-Zitaten prominenter Befürworter aus 500 Jahren mit dem Thema Grundeinkommen verknüpft werden.

In den Vorträgen und Diskussionen wurde

  • eine umfassende Einführung in das Grundeinkommen gegeben und der Blick für die Verbreitung des BGE in Europa geöffnet,
  • die These eines ›Genug für alle‹ der gleichnamigen Bremer attac-AG im Hinblick auf die globale Perspektive erläutert
  • fundierte Kritik an der wachsenden, aber – paradoxerweise – Armut verstetigenden Tafelbewegung geäussert
  • das die Gesellschaft tragende Dogma vom ›Recht auf Arbeit‹, als selbst eingeforderte und somit selbst verschuldete Unterwerfung der Arbeiterbewegung unter das Kapital demaskiert
  • und schliesslich klang mit einem von der St.Stephani-Gemeinde veranstalteten BGE-Gottesdienst die Woche aus.

Alle Veranstaltungen waren ohne Eintritt zugänglich.

Mit Ronald Blaschke, Werner Rätz, Stefan Selke und Michael Wilk waren namhafte Referenten aus den Bereichen BGE-Netzwerk, Globalisierungskritik, Sozialforschung sowie des Polit- und Umwelt-Engagements eingeladen, an deren Vorträge sich – dank des lebhaften Publikums – vertiefende Diskussionen zu den jeweiligen Themen im Zusammenhang mit dem Grundeinkommen anschlossen.
Weitere Eindrücke dazu folgen in Kürze.

Zusätzlich sind nahezu alle Vortragsveranstaltungen als Video-Doku im Video-Kanal des BIG abrufbar und werden für späteres Nacherleben zur dauerhaften Verfügung stehen.

Kommende Aktivitäten des BIG:
• zum Thema ›BGE aus frauenspezifischer Sicht‹ (in Planung, siehe kommende Ankündigungen und newsletter) und eine
• am 14.11. stattfindende Diskussion mit dem Titel ›Gewerkschaften und Grundeinkommen‹, in der im Besonderen auf die letzten Entwicklungen der BGE-Idee innerhalb von Ver.di eingegangen werden wird.

Der ›bremer initiativkreis grundeinkommen | BIG‹ dankt den Mitveranstaltern der Bremer Initiativen von attac und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, sowie unseren weiteren zahlreichen Partnern für die wohlwollende und oft tatkräftige Unterstützung, ebenso wie dem Publikum für die vielen kleinen und auch kleinsten Spenden.
Nicht zuletzt gilt unser Dank sämtlichen Referenten und Künstlern sowie den beteiligten Aktiven für ihr ehrenamtliches und unschätzbares Engagement!

Grundsätzlich ist unser Wunsch, eine breite Mehrheit für ein emanzipatorisches und die Existenz und Teilhabe sicherndes BGE zu interessieren. Dabei wollen wir auch Argumente von BGE-Gegnern ernsthaft abwägen, um zu realistischen und trotzdem ernsthaften Ansätzen für den Wandel zu einer demokratischen Bürgergesellschaft beizutragen.
Dazu veranstalten wir jeden ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr ein offenes Gruppentreffen im Wienerhof-Café, Weberstrasse 25, 28203 Bremen, zudem wir alle Interessierten unverbindlich und bedingungslos einladen.
Herzlich Wilkommen!