Category Archives: Arbeit / Einkommen

Die ›echte Demokratie‹-Bewegung hat unsere Mitwirkung verdient

Noch unter dem Eindruck der unerwartet tiefgreifenden Veränderungen und Umwälzungen weltweit, stellen sich die Fragen nach einem Resümee des vergangenen Jahres und den zu erwartenden Entwicklungen für das Kommende.

Ganze Regionen und Staaten sind innerhalb weniger Wochen neuen Machtverhältnissen unterworfen worden und oftmals waren in diesen Zusammenhängen Worte wie ›Geld‹, ›Demokratie‹, ›Krise‹, ›Sachzwang‹ und mitunter ›Krieg‹ zu vernehmen – die Worte kamen aus allen politischen Richtungen und sie wurden von ihren Absendern mit unterschiedlichsten Bedeutungen und widersprüchlichsten Einschätzungen versehen.

Noch ist unklar wie sich die Veränderungen langfristig auswirken werden, aber manche der daraus hervorgegangenen Impulse sind auf breite Resonanz einer aufkeimenden Bürger- und Demokratiebewegung gestossen und die dadurch entfachten Prozesse streben offenkundig nach Fortsetzung in 2012.

Viele dieser Ereignisse sind, neben den beinahe klassischen zu nennenden Themen ›soziale Gerechtigkeit‹ und ›Teilhabe am Wohlstand‹, wesentlich verbunden mit einer ›Krise der Demokratie‹ – und das nicht nur in den von der Euro-Krise gebeutelten Industrienationen.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr im Herbst des vierten Jahres der Krise die Demokratiebewegung, die unter ›Echte Demokratie Jetzt!‹ und ›Occupy‹ bekannt geworden ist und deren Aufruf sich mehrere Millionen Menschen weltweit angeschlossen haben.

Diese Unzufriedenheit mit der (von Banken, Konzernen und Partialinteressen unterwanderten) parlamentarischen Demokratie, war zuvor vielfach anhand der schwindenden Wahlbeteiligung gemessen worden.
Doch sie gipfelt nun, angesichts einer Flut angeblich ›alternativloser Sachzwänge‹ und vielerlei Possen unverblümten Machtmissbrauchs, in massiven Zweifeln seitens der Bevölkerung an der generellen Möglichkeit zur faktischen Mitbestimmung im politischen System.

Allein dieser Zweifel hat das Zeug dazu, mithin ein Glaubenssystem zu killen. In dieser Unzufriedenheit und Empörung verknüpfen sich letztlich auch die vorgenannten Themen (Teilhabe und Gerechtigkeit) zu einer Zuspitzung auf die Frage danach, wer, wen, warum und wie beherrschen soll, kann und darf.

Diese Herrschaft durch die Demokratie westlicher Prägung ist auf Mitwirkung der Beherrschten angewiesen. Fehlt der Glaube an die guten Absichten von Demokratie und Kapitalismus, so wird der Mechanismus der sanften Ausbeutung gestört. Daher zittern schon heute jene, die Staats-, Rechtssystem und Bankenwesen wohlweisslich zu ihrem alleinigen Vorteil einzurichten wussten und diese Privilegien derzeit noch mit allen Mitteln der Einflussnahme durch Bildung und Medien zu verteidigen vermögen.
Abseits des Mainstreams erkennen die Menschen jedoch, dass diese Privilegien, welche Jahrhunderte die Gewährleistung für die Ausbeutung der Menschheit durch die Profiteure gewesen sind, fallen müssen, will man sich nicht weiter mit ein bißchen Konsumfreiheit abspeisen lassen.

Letztlich ist es die alles entscheidende Herrschafts- und Machtfrage, die an uns selbst durch das Fehlen und in der Notwendigkeit einer Gegen-Macht gestellt wird.
Die Frage lautet: Was machen wir? Was macht der Souverän?

Rückblick auf die Internationale Woche des Grundeinkommens in Bremen

Die Bremer BGE-Themenwoche ist im Rahmen der ›IV. Internationalen Woche des Grundeinkommens‹ mit sechs Veranstaltungen angetreten und wurde erneut mit erfreulichem Zuspruch seitens des Publikums aufgenommen.

Anlässlich des nunmehr vierten Krisenjahres seit 2008 und des internationalen Mottos Grundeinkommen in Europa, wurde das diesjährige Programm über die deutschsprachige BGE-Diskussion hinaus thematisch erweitert, um in Ansätzen der europäischen Entwicklung und notwendigen Querblicken und Perspektiven gerecht zu werden.

Neben der Darstellung und Verbreitung sachlicher Argumente für die Grundeinkommens-Idee, zB. mittels einer BGE-Ausstellung, konnte auch Kulturelles auf die Bühne gebracht und anhand von BGE-Zitaten prominenter Befürworter aus 500 Jahren mit dem Thema Grundeinkommen verknüpft werden.

In den Vorträgen und Diskussionen wurde

  • eine umfassende Einführung in das Grundeinkommen gegeben und der Blick für die Verbreitung des BGE in Europa geöffnet,
  • die These eines ›Genug für alle‹ der gleichnamigen Bremer attac-AG im Hinblick auf die globale Perspektive erläutert
  • fundierte Kritik an der wachsenden, aber – paradoxerweise – Armut verstetigenden Tafelbewegung geäussert
  • das die Gesellschaft tragende Dogma vom ›Recht auf Arbeit‹, als selbst eingeforderte und somit selbst verschuldete Unterwerfung der Arbeiterbewegung unter das Kapital demaskiert
  • und schliesslich klang mit einem von der St.Stephani-Gemeinde veranstalteten BGE-Gottesdienst die Woche aus.

Alle Veranstaltungen waren ohne Eintritt zugänglich.

Mit Ronald Blaschke, Werner Rätz, Stefan Selke und Michael Wilk waren namhafte Referenten aus den Bereichen BGE-Netzwerk, Globalisierungskritik, Sozialforschung sowie des Polit- und Umwelt-Engagements eingeladen, an deren Vorträge sich – dank des lebhaften Publikums – vertiefende Diskussionen zu den jeweiligen Themen im Zusammenhang mit dem Grundeinkommen anschlossen.
Weitere Eindrücke dazu folgen in Kürze.

Zusätzlich sind nahezu alle Vortragsveranstaltungen als Video-Doku im Video-Kanal des BIG abrufbar und werden für späteres Nacherleben zur dauerhaften Verfügung stehen.

Kommende Aktivitäten des BIG:
• zum Thema ›BGE aus frauenspezifischer Sicht‹ (in Planung, siehe kommende Ankündigungen und newsletter) und eine
• am 14.11. stattfindende Diskussion mit dem Titel ›Gewerkschaften und Grundeinkommen‹, in der im Besonderen auf die letzten Entwicklungen der BGE-Idee innerhalb von Ver.di eingegangen werden wird.

Der ›bremer initiativkreis grundeinkommen | BIG‹ dankt den Mitveranstaltern der Bremer Initiativen von attac und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, sowie unseren weiteren zahlreichen Partnern für die wohlwollende und oft tatkräftige Unterstützung, ebenso wie dem Publikum für die vielen kleinen und auch kleinsten Spenden.
Nicht zuletzt gilt unser Dank sämtlichen Referenten und Künstlern sowie den beteiligten Aktiven für ihr ehrenamtliches und unschätzbares Engagement!

Grundsätzlich ist unser Wunsch, eine breite Mehrheit für ein emanzipatorisches und die Existenz und Teilhabe sicherndes BGE zu interessieren. Dabei wollen wir auch Argumente von BGE-Gegnern ernsthaft abwägen, um zu realistischen und trotzdem ernsthaften Ansätzen für den Wandel zu einer demokratischen Bürgergesellschaft beizutragen.
Dazu veranstalten wir jeden ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr ein offenes Gruppentreffen im Wienerhof-Café, Weberstrasse 25, 28203 Bremen, zudem wir alle Interessierten unverbindlich und bedingungslos einladen.
Herzlich Wilkommen!

Veranstaltungen zur 4. internationalen »Woche des Grundeinkommens« in Bremen

Aus Anlass der 4. internationalen Woche des Grundeinkommens (19.–25. September) wird unter dem Motto Grundeinkommen in Europa auch in diesem Jahr wieder zur Teilnahme und Mitwirkung an den jeweils vor Ort und lokal organisierten Veranstaltungen aufgerufen.

Die Aktiven des bremer initiativkreis grundeinkommen | BIG,  freuen sich gemeinsam mit einem Bremer Bündnis aus Mitveranstaltern und Partnern, ein zweites Mal zu einem breitgefächerten Programm einladen zu können.

Im Zeitraum vom 10. September bis zum
14. November 2011
bieten wir zahlreiche Veranstaltungen mit Vorträgen, Diskussionen und Kultur sowie eine informative 3-wöchige Ausstellung zum Grundeinkommen an. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos.

Wir würden uns sehr freuen, Sie und Ihre Freunde und Bekannte dort begrüßen zu können und wünschen Ihnen und uns anregende und bleibende Eindrücke.

Noch ein Hinweis: Zumindest eine weitere Veranstaltung ist innerhalb des Zeitraums angedacht – schauen sie also regelmässig wieder hier vorbei oder bleiben Sie über unsere newsletter oder RSS-feeds auf dem laufenden!

Hier geht’s zum vollständigen Programm. Einen kompakten Überblick zu den Einzelveranstaltungen bietet der Kalender. Diese Links und der Programmflyer (als PDF) dürfen beide gerne weitergeleitet werden. Continue reading

Katja Kipping in Bremen zum Grundeinkommen

Katja Kipping (Die Linke) ist im Rahmen der Wahlkampfveranstaltungen in Bremen auch in Sachen Grundeinkommen aktiv.

Bei einer Podiumsveranstaltung unter dem Titel
Armut bekämpfen, Hartz IV abschaffen.
Das Bedingungslose Grundeinkommen als Alternative zu Hartz IV

am Donnerstag, den 19.05. 2011 um 18:30 Uhr
im Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstr. 34, 28195 Bremen

wird sie gemeinsam mit Christoph Spehr ihre Position zum Thema Grundeinkommen darlegen und diskutieren.

Für Katja Kipping ist der Hartz-IV-Regelsatz nicht nur verfassungswidrig, sondern auch Armut per Gesetz. Die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag engagiert sich für Armutsbekämpfung und Soziale Gerechtigkeit und kritisiert zugleich die Möglichkeiten des Sozialgesetzbuches, Sanktionen gegen Bezieher von Hartz IV zu verhängen, die dann bei den Betroffenen zu existenzieller Not führen.
Kipping ist außerdem Mitgründerin des überparteilichen deutschen Netzwerks Grundeinkommen. Continue reading

Verkehrte Umverteilung: Ursachen für den sozialen Abstieg der Vielen – auch der Mittelschicht

»Da nicht nur die Armut, sondern parallel dazu auch der Reichtum in einer früher unbekannten Weise wächst, ist die soziale Polarisierung neben der Prekarisierung das Kardinalproblem unserer Gesellschaft und vornehmlich mehr ausgleichende Gerechtigkeit nötig.« – Prof. Christoph Butterwegge, Autor von Armut in einem reichen Land

Die Einkommens- und Vermögensverteilung zwischen oben und unten klafft immer drastischer auseinander. Neu daran: die Mittelschicht ist stark in diesen Sog der Verarmung geraten, wie diese Beiträge von spiegel und arte zeigen. Die wenigen Reichen werden stetig reicher und gleichzeitig gibt es zunehmend mehr arme Menschen, die noch dazu immer ärmer werden. 2007 besassen 27% der Erwachsenen gar kein Vermögen oder waren verschuldet – aber 6% der Bevölkerung besaßen die Hälfte des Volksvermögens und erhielten 36% aller Einkünfte. Die reichsten 1% verfügen über 23% des gesamten Volksvermögens! – Tendenz steigend (Quelle bpb/DIW). Als Erbringer eines Großteils des Steueraufkommens, stehen uns beim sozialen Einbruch der Mittelschicht erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtheit der Gesellschaft im Sozialstaat bevor. Was bisher Continue reading

TV-Primetime für das Grundeinkommen: ein Anfang ist gemacht

Vorab ein Hinweis in eigener Sache: Der Auftakt unseres monatlichen Programms beim Gruppentreffen jeden ersten Mittwoch im Monat muss leider verschoben werden: Die für den 2. März geplante Filmvorführung von Lektionen zum Grundeinkommen mit anschliessender Möglichkeit für Fragen findet am Mittwoch den 16.03., 19 Uhr (also 2 Wochen später) statt.
Wir bitten diesen Termin vorzumerken und die Verschiebung zu entschuldigen.

//

Das ZDF macht den Anfang und widmet dem Grundeinkommen eine Sendung im Hauptsender, nachdem phoenix, 3sat, arte und einige Dritte der ARD vorsichtig das Terrain sondiert haben (bei Anne Will gab es vor einem Jahr noch zensurähnliche Blockaden). Continue reading

Video-Doku Vortrag Prof. Segbers: Für eine neue Arbeitsethik, die Umsetzung der Menschenrechte und ein emanzipatorisches Grundeinkommen

Video-Dokumentation des Vortrags vom 08.02.2011 unter dem Titel Vom protestantischen Arbeitsethos zu einer neuen Arbeitsethik – Überlegungen zur Würde, zum Wert der Arbeit und zum Grundeinkommen von Prof. Franz Segbers und der im Anschluss lebhaft geführten Publikumsdiskussion.
Dieser und weitere dokumentierte Vorträge sind gesammelt im Video-Kanal des BIG zu finden.

Umverteilung: Empörte Ökonomen / Eigentum verpflichtet / Gleichheit ist Glück

Hinweis: Unter dem Titel »Chance, Nein zu sagen« ist Matthias Dilthey heute in der taz zu seinem BGE-Modell interviewt worden.
– – – – –

»Die Gerechtigkeitsdebatte mit dem Begriff “Sozialneid” abzutun, ist inzwischen nicht mehr möglich.« – Dieter Lehmkuhl

Drei Positionen seien hier in der Vorbereitung des Vortrags zum Thema Umverteilung mit Matthias Dilthey in die Debatte geworfen:
• nach Stéphane Hessel empören sich über 700 französiche Ökonomen gegen die Neoliberalisierung, so Rudolf Walthers Kommentar im Freitag.
• ein Gastkommentar von Dieter Lehmkuhl (Mitinitiator der Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe) im Tagesspiegel und
• die Rezension einer Studie [»Gleichheit ist Glück - Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind« von Richard Wilkinson und Kate Pickett] von Robert Misik in der taz.

Walther, Lehmkuhl und Misik kommen trotz unterschiedlicher Perspektiven inhaltlich zu einem Ergebnis. Continue reading

Persönliche Nachricht vom Umbruch. Bundesweit viele Soli-Demos für Ägypten

Vor kurzem erreichte uns diese Nachricht aus Dakar über Werner Rätz (attac), die wir hier gerne weiter verbreiten möchten, besonders weil darin deutlich wird, wie wichtig JETZT unsere Solidarität in den Ländern des Umbruchs genommen wird! Beteiligt Euch an den bundesweiten Demos!!

Demo in Bremen am Samstag, 12.02. um 9:00 Uhr, Hbf
[alle uns bekannten Städte am Ende des Beitrags]

//
Hallo, hier die Einschätzung eines Kollegen aus Dakar zu den Vorgängen in der
arabischen Welt, die zeigt, wie sehr wir hier augenblicklich wohl vom Atem der Geschichte entfernt sind.
Schönen Gruß, Werner Rätz

hallo miteinander aus dakar,
ich wollte euch nur kurz sagen, dass die revolte in der arabischen welt hier neben den themen migration und ressourcensicherheit DER gesprächspunkt überhaupt ist. ich war eben mit leuten aus tunesien, yemen, marokko, algerien und – klar – ägypten bier trinken und die sind wirklich alle, wie sie selbst sagen, in den letzten wochen mindestens 10 jahre jünger Continue reading

Gesellschaftlicher Wandel und Grundeinkommen: Jahresrückblick 2010 und Vorschau 2011 mit Links

10/2010 Oldenburg Demo KRACH SCHLAGEN
Wutbürger
wurde zum Wort des Jahres 2010 gewählt. Das ist mehr, als ein dezenter Hinweis. Was offenkundig fehlt, ist Bürgerbeteiligung durch direkte Demokratie! Und das nicht nur ‘bei uns’: derzeit lehnen sich mehrere Völker gleichzeitig und Continue reading